Wie funktioniert die Verdauung des Pferdes?
Der Verdauungstrakt vom Pferd kann in unterschiedliche Parts aufgeteilt werden. Dazu zählen:
- Kopfdarm: Mundhöhle, Zunge, Speicheldrüsen, Rachen und Zähne.
- Der Vorderdarm: Speiseröhre und Magen
- Der Mitteldarm: Dünndarm
- Der Enddarm: Dickdarm und After
- Darmanhangdrüsen: Leber, Bauchspeicheldrüse
Jeder Teil hat seine eigenen speziellen Aufgaben und es baut alles aufeinander auf. Gibt es Probleme in einem dieser Teile, kann das zu Störungen im ganzen System führen.
Kopfdarm
Beginnen wir mit dem Kopfdarm. Super wichtig in diesem Bereich: natürlich die Zähne. Die Zunge spielt natürlich auch eine wichtige Rolle. Aber beginnen wir mit den Zähnen.
Ein Pferd wechselt sein Gebiss etwa im Alter von 2 bis 4,5 Jahren. Auch hier ist eine regelmäßige Kontrolle der Zähne schon sehr wichtig. Festhängende Milchkappen oder andere Probleme können hier schon erkannt werden, ebenso wie Fehlstellungen im Gebiss die eine regelmäßige und korrekte Bearbeitung benötigen. Zahnprobleme wirken sich nicht nur auf die Verdauung aus, sondern auch auf den Rest des Körpers. Einseitiges Kauen durch Schmerzen, Haken oder ähnlichem führen zu einseitiger Belastung von Kopf- und Kaumuskulatur, sowie des Kiefergelenks. Muskuläre Verspannungen und Blockaden von Gelenken können sich weit durch den Körper ziehen. Eine Blockade des ersten Halswirbels führt als Ausgleich immer eine Blockade in der hinteren Brustwirbelsäule oder der Lendenwirbelsäule mit sich. Weiter zu den Zähnen: Diese sind auf den ständigen Abrieb von Rauhfutter angewiesen. Sie wachsen bis ins hohe Alter und das etwa 2-3mm jährlich. Das Pferd nimmt Futter mit den Lippen auf und selektiert auch hier schon, bevor das Futter ins Maul kommt. Die Zunge enthält Fasern, welche Geschmacks-, Schmerz und auch Temperaturreize wahrnehmen und verarbeiten können. Das Futter wird anschließend zwischen den Backenzähnen mit gleichmäßigen Bewegungen gemahlen. Da Ober- und Unterkiefer nicht deckungsgleich sind, können Haken- und Kantenbildung das gleichmäßige Mahlen behindern. Während des Mahlens wird das Futter eingespeichelt. Hierfür gibt es gleich mehrere große Speicheldrüsen im Maul (Unterzungenspeicheldrüse, Backendrüsen, Ohrspeicheldrüse und die Unterkieferspeicheldrüse).
Der Speichel hat mehrere wichtige Aufgaben:
- Pufferfunktion (enthaltenen Stoffe sorgen für einen Puffer um die Magenschleimhaut zu schützen)
- Mechanisch (damit das Futter feuchtgehalten wird und besser seinen Weg in den Magen findet)
- Enzyme (im Speichel sind bereits erste Verdauungsenzyme enthalten, die Verdauung beginnt also bereits im Maul)
Daher ist es auch sehr wichtig, dass ein Pferd nicht gestresst wird beim Fressen. Es sollte ausreichend Zeit bekommen seine Nahrung in Ruhe aufzunehmen und zu fressen. Fehlendes Mahlen und unzureichendes Einspeicheln stellen für die Verdauung schon große Hindernisse dar.
Die Zunge nimmt sich dem Futterbrei im Maul nun an und befördert diesen in den Rachen, wo er seinen Weg durch die Speiseröhre in den Magen antritt. Wichtig hier ist auch die Rolle des Zungenbeins. Solltest du nicht wissen, was das Zungenbein ist, lies unbedingt meinen Blogartikel hierzu. Blockaden in diesem Bereich können das Abschlucken stark erschweren.
Vorderdarm
Zum Vorderdarm zählen die Speiseröhre und der Magen. Die Speiseröhre kann etwa 1,5 m lang sein. Je näher es Richtung Magen geht, desto dicker wird die muskulöse Wand der Speiseröhre. Am Übergang zum Mageneingang, liegt die Dicke bei etwa 1,2 – 1,5 cm. Futter braucht zum Passieren der Speiseröhre etwa 15 Sekunden. Dabei muss es durch mehrere Engstellen durch. Sind die Portionen jedoch ordentlich gemahlen und eingespeichelt stellt das kein Problem dar. Wird Futter einfach hastig runtergeschlungen oder zu große Stücke (zb. Apfel oder Brot) abgeschluckt, kann es an diesen Stellen hängen bleiben und es kann zu einer Schlundverstopfung kommen. Symptome dafür sind bspw. Versuchtes Würgen, verkrampften der Halsmuskulatur, vermehrtes Speicheln, Husten und Kopfsenken. Eine Schlundverstopfung stellt einen Notfall dar und es sollte sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Passiert der Futterbrei nun problemlos die Speiseröhre gelangt er in den Magen. Der Magen des Pferdes ist einhöhlig und hat ein Fassungsvermögen von etwa bei 15 – 20 Litern, je nach Größe des Pferdes. Der Magen hat einen drüsenlosen und einen drüsenhaltigen Teil. Das Futter gelangt zuerst in den drüsenlosen Teil. Beide Teile haben unterschiedliche Aufgaben. Im drüsenlosen Bereich werden von pflanzlichen Enzymen und Mikroorganismen bereits leicht verfügbare Kohlenhydrate, Proteine und auch Fette gespalten. Der PH-Wert in diesem Bereich liegt bei etwa 5,5.
Im drüsenhaltigen Bereich sieht das schon ganz anders aus. Die Magensäure setzt den PH Wert auf 2-3 runter. Ein weiteres Verdauungsenzym wird hier aktiviert um Proteine zu spalten. Zudem tötet der PH Wert der Magensäure Keime ab oder hemmt diese in ihrer Aktivität, sodass der Darm vor diesen geschützt wird. Die Vergärung durch Bakterien endet hier und die Proteinverdauung beginnt. Je nach Zusammensetzung des Futters, bleibt dieses etwa 1 – 5 Stunden im Magen.
Mitteldarm
Hier endet der Vorderdarm auch schon und es geht über in den Mitteldarm, welcher den Dünndarm beschreibt. Der Dünndarm ist gleich in mehrere Teile aufgeteilt: Zwölffingerdarm, Leerdarm und der Hüftdarm.
Der Dünndarm ist etwa 10 x so lang wie die Körperlänge des Pferdes, heißt etwa 25-39 Meter. Der Großteil der Verdauung spielt sich hier ab, auch wenn die Passage durch den Dünndarm nur etwa bei 1-2 Stunden liegt. Der PH Wert steigt nach kurzer Zeit im Darm wieder in den Neutralbereich. Dafür sorgen Bicarbonate und Alkalien. Im ersten Abschnitt des Zwölffingerdarms werden die Verdauungssäfte von Bauchspeicheldrüse und Galle dem Nahrungsbrei zugefügt. Diese enthalten wichtige Enzyme. Der Gallensaft leitet die Fettverdauung ein und die Enzyme der Bauchspeicheldrüse spalten das Fett anschließend. Stärke wird hier in Zucker gespalten.
Eine wichtige Anmerkung: Rohfasern wurden bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht verdaut. Vom Hüftdarm aus wird der Futterbrei dann etwa 3 bis 6 mal in der Stunde in den Blinddarm abgegeben.
Der Dünndarm des Pferdes hat eine sehr geringe Enzymaktivität, was dazu führt, dass er große Mengen Stärke nur schlecht bis gar nicht verdauen kann. Groß unbehandelte Mengen von Mais oder Gerste werden nur zu einem Drittel im Dünndarm verdaut. Der Rest wird erst im Dickdarm verarbeitet und kann dort das Gleichgewicht der Darmflora erheblich verschieben.
Enddarm
Mit dem Blinddarm beginnt dann auch schon der Dickdarm. Aufgeteilt in Blinddarm, Grimmdarm und Mastdarm. Der Blinddarm startet mit intensiven Ab- und Umbauprozessen. In ihm sind durchschnittlich 18-20 L Futter. Stärke und Zellulose (Rohfasern) werden hier abgebaut und resorbiert. Der Blinddarm kann bis zu einem Meter lang sein. Das Futter bleibt hier etwa 15 – 20 Stunden während des zersetzt wird. Weiter geht der Futterbrei in den Grimmdarm. Im Grimmdarm wird die Nahrung immer weiter eingedickt und zu Ballen geformt. Teile dieses Darmabschnitts sind teils sehr lose am Gekröse (Aufhängung im Bauchraum) befestigt. Bei Fehlgärungen sind diese Abschnitte besonders gefährdet sich zu verlagern. Im Grimmdarm bleibt das Futter ebenfalls bis zu 20 Stunden, bis es durch den Mastdarm zum After gelangt. Hier endet die Verdauung. Der Darm hat sehr wichtige Aufgaben:
- Aufschließen und Resorbieren von Nahrung
- Durchmischung, Ab- und Weitertransport
- Bildung von B-Vitaminen und Vitamin K
- Resorbierung von Wasser und mit ihm auch wasserlösliche Vitamine (B Vitamine und Vitamin C)
Wichtig für eine gesunde Darmflora ist eine Zellulosereiche Fütterung. Übermäßig viel Stärke zerstört und verschiebt das Gleichgewicht der Darmflora.
Kommentar schreiben